Ein Bericht von Klaus Korbacher.
September 2014 — Am 4. Juni 2014 war es genau 15 Jahre her, dass die M61-004 bei Badacsonylábdihegy verunglückt war, und bei ihrer Entgleisung irreparable Schäden erlitt. Zweifelsohne war dies ein trauriger Meilenstein in der Geschichte der ungarischen NOHABs, und nicht nur deswegen, weil zusammen mit den Träumen und Plänen der musealen Erhaltung der Lok auch all der vorherigen Arbeit und Bemühungen des Heimdepots ein plötzliches Ende ereilte. Viel mehr hat der Unfall durch die nachfolgenden Ereignisse darauf aufmerksam gemacht, welcher schwieriger Kampf den Eisenbahnfreunden, oder auch der Heimatstadt der M61 in der Erhaltung des technischen Erbes der NOHABs bevorsteht.
Zum Anlass des Jahrestages bot die NOHAB Stiftung aus Ungarn eine Sonderfahrt von Budapest nach Tapolca mit ihrer Lok 618 010 an. Die Fahrt fand am 13. September 2014 statt. Mit diesem Zug wurde dem Unfall der M61 004 und den verstorbenen Lokführern Ferenc Éder, György Horváth und István Takács gedacht.
Frühmorgens am 12.9. fuhr ich mit dem ICE von Nürnberg bis St. Pölten. Dort mußte ich umsteigen um weiter mit dem Railjet nach Budapest zu fahren, wo ich am "Kepu" (Keleti pályaudvar) angekommen bin. Nun mußte ich nur noch zum "Depu" (Deli pályaudvar) kommen. Das geht ganz gut direkt mit der Metrolinie 2.
Aber dazu braucht man eben auch eine Fahrkarte. Das dauerte aber eine halbe Stunde, bis ich die in Händen hatte. Es gab nur einen Fahrkartenautomat der funktionierte und die dementsprechend lange Menschenansammlung davor.
Also ging ich zum Info und Fahrkartenverkaufsschalter. Dort waren von den 4 Schaltern aber nur 3 besetzt und das am Freitagabend zur Hauptverkehrszeit. Ich zog eine Nummer und wartet, bis ich an der Reihe war. Schliesslich wurde ich 700 Forint für 2 Fahrkarten los.
Kostenlos gab es auch noch eine Quittung dazu. Das muß seit einiger Zeit so sein. Früher konnte man die Fahrkarten auch in den umliegenden Verkaufsständen oder bei fliegenden Händlern bekommen, und niemand fragte nach einer Quittung.
Der Kapitalismus mit Steuernummer, Mehrwertsteuer, Datum, Uhrzeit, und den vielen anderen Daten ist jetzt erst richtig angekommen. Mir wurde gesagt, daß man dieses Papierchen aufheben sollte, falls man kontrolliert wird. Ich wollte ja nicht gleich die Metro kaufen! Nur gut, daß man kein Visum braucht und Kontrollen wie am Flughafen durchlaufen muß.
An den Schaltern für die Bahnfahrkarten war die Reihe der Menschenmassen ca. 60-80 Meter lang. Da hat man noch genügend Wartezeit um den letzten Zug vor Mitternacht noch zu erreichen. Hauptsache man hat die Quittung noch !!!
Die Fahrt zum Depu dauerte ca. 10 Minuten und ich ging gleich um die Ecke zum Hotel.
Wie praktisch, wenn man am nächsten Tag nur 5 Minuten zu Fuß zum Zug hat.
Am Abend traf ich mich dann mit Peter Boros zum Quatschen und Essen. Er brachte mir einen ganzen Stapel von Indóház Magazinen mit.
Am 13.9.2014 war ich mit der M61 010 mit einem Gedenkzug von Budapest nach Tapolca unterwegs. Es wurde dem verstorbenen Lokführer und an den Unfall der M61 004 vor 15 Jahren gedacht. Die GM - Gruppe Ungarn hatte die Fahrt sehr gut organisiert, und da durfte natürlich auch der NOHAB-Pappi nicht fehlen.
Ich wurde schon erwartet und mit einem Herzlich Willkommen begrüßt
Die Lok hat jetzt ein 3 Klang Typhon an einer Nase. Es klingt jetzt sehr viel mehr amerikanisch.
Auf der anderen Nase ist noch das klassische ungarische 2 Klang Typhon zu hören.
Es war sehr schön, von vielen Freunden am Bahnhof mit "Hello NOHAB-Pappi" empfangen worden zu sein. Dann gab es natürlich auch noch mehrere "Mozydonyvezetövisz" - Lokführerwasser (Begrüßungsschnäpschen) mit verschiedenen Freunden auf nüchternen Magen. Aber der Pappi hält das aus. Jahrzehntelanges Training härtet die Gesundheit und den Pappi.
Fast die ganze Nacht hatte es vorher geregnet. Je weiter wir in Richtung Tapolca kamen, wurde das Wetter immer besser. Dann war es für mich aber schon wieder zu heiß.
Ich war gleich hinter der Lok im Wagen zusammen mit Imre Korom, er war einer der Lokführer die mit der M61 017 im Jahr 2004 nach Odense fuhren.
Unterwegs wurde auch die Höchstgeschwindigkeit überschritten. Gut, daß es keine Radarkontrollen gab.
Ein Fan hatte sich sein eigenes T-Shirt machen lassen.
Jedes Mal, wenn wir in einem Kreuzungsbahnhof auf den Gegenzug warten mußten war reichlich Zeit um Fotos zu machen.
Als wir kurz hinter Badacsony an den Unfallgedenkstein kamen, reduzierte der Zug seine Geschwindigkeit und wir fuhren im Schritttempo vorbei.
Aus den Fenstern heraus wurden von vielen Fahrtteilnehmern Blumen "niedergelegt". Wir durften leider nicht anhalten, um anders zu gedenken
In Tapolca angekommen, erwarteten viele Menschen den Zug. Mein Freund Janosch mit Frau brachten eine Marzipan-NOHAB mit.
Dann gab es noch eine weitere Marzipan-NOHAB
Nun konnte endlich eine "Marzipan Doppeltraktion" gefahren werden.
So waren gleich 3 Loks am Bahnsteig 2 zu sehen. Zwei davon konnte man auch gleich vernaschen.
Anschliessend fuhren wir die wenigen Kilometer nach Zalahaláp. Es gibt dort eine aufgegebene Verladestation für Bimsgestein. Rund um Tapolca sind sehr viele erloschene Vulkane.
Es blieb noch Zeit für eine Gruppenaufnahme.
Zurück in Tapolca wurde neben dem Heizhaus an den Gedenksteinen den Lokführern und dem Unfall der 004 gedacht.
Zoltán Várkonyi von der GM-Gruppe sprach die Grußworte.
Dann hatte der Herr Bürgermeister das Wort.
Anschließend gab es viele Erinnerungen vom ehemaligen Heizhauschef.
Die Ansprache mußte aber kurz unterbrochen werden, weil aus Székesfehérvár die M61 019 mit einem Bauzug heranrollte.
Als der Zug vorbei war, wurde die Ansprache fortgesetzt und anschließend Blumen niedergelegt.
Betti war glücklich mal wieder vor ihrer Lieblingslok stehen zu können.
Wir machten uns auf den Rückweg nach Budapest.
Zwischendurch hatten wir einen heftigen Regenschauer, und die Sonne ließ einen Regenbogen erleuchten. Mit meiner neuen Aktionkamera konnte ich dank des großen Bildwinkels den Regenbogen komplett aufnehmen.
Ab Székesfehérvár regnete es nur noch und es wurde dunkel.
Im verregneten Budapest am Depu angekommen, endete die Reise.
Nach der Verabschiedung von den vielen Freunden machte ich es mir im "Wagon Restaurant" gleich neben dem Depu zum Abendessen gemütlich.
Im Hotel lag ein Päckchen für mich bereit. Von Top Kiado gibt es einen NOHAB Postkartenkalender 2015, und da sind 7 Motive von mir mit dabei. Toll, so sparen wir den Versand.
Ich begann ich sofort mit der Bearbeitung der Fotos.
Am Sonntag ging es den gleichen Weg in Richtung Heimat zurück.
Allerdings hatte ich ja gleich 2 Fahrkarten für die Metro gekauft, und mußte nicht wieder auf die Quittung so lange warten.
Auf der Rückfahrt hatte ich wieder Zeit die Fotos im Zug weiter zu bearbeiten und Mails an so viele Freunde versandfertig zu machen.
Es war ein sehr schönes Wochenende.
Viel Spaß und bis zum nächsten Mal.
Euer NOHAB-Pappi