Von Dubrave fuhren wir gegen 10 Uhr los Richtung Serbien. In Zvornik ging es über die Grenze, danach über Uzice, Cacak und Kraljevo bis zur Kosovo-Nordgrenze. Dann ging es entlang der Nordstrecke, die heute von den serbischen Zügen befahren wird, nach Pristina. Für den Abend war noch ein gemeinsames Abendessen angesagt.
Am nächsten Morgen hieß es früh Aufstehen, denn es stand ein Sonderzug mit der neulackierten Lok 005 auf dem Programm. Gegen 6:00 Uhr waren wir am Bahnhof Fushë Kosovë. Zunächst fuhr aber ein ehemaliger schwedischer Triebwagen ein.
Dann kam der Frühzug aus Pejë mit Lok 007 und österreichischen Wagen an. Riesige Lampenmasten im Bahnhofsbereich dienten als Fotostandpunkt in luftiger Höhe.
Der Zug Richtung Süden nach Hani i Elizit war an diesem Morgen mit Lok 008 bespannt und fuhr kurz danach aus.
So sah der Turm übrigens von unten aus! Von oben wirkte der Turm allerdings noch bedeutend höher, aber was tut man sich nicht alles an für ein schönes Motiv?
Und dann kam sie - Lok 005, die Michael Frick in der Woche vor der Fotoveranstaltung neu lackiert hatte, um den weitgereisten Fans ein ganz besonders neues Motiv zu bieten! Es ist eine ausgesprochen schöne Lok geworden!
Morgens ist in Fushë Kosovë der Bär los. Der Frühzug aus Peja hatte in Prishtina inzwischen gewendet und kam nun wieder aus Richtung Norden angefahren. Rechts im Bild steht das ebenfalls neu gestrichene ehemalige Stellwerk, im Hintergrund erkennt man das Braunkohlekraftwerk, das das Kosovo mit Strom versorgt.
Lok 005 hatte sich inzwischen vor unseren Zug aus schwedischen Wagen gesetzt, als sie von Lok 007 passiert wurde.
Der Lack von 007 ist schon etwas ausgeblichen, während die ex ÖBB-Wagen noch frisch leuchten. Links im Hintergrund stehen noch immer die Güterwagenreste rum, die wir schon bei unserem ersten Besuch im Jahr 2005 gesehen haben.
Dann ging es los mit unserem Sonderzug. Er fuhr als GmP, genau wie die Friedenszüge mit Di3 in den ersten Nachkriegsjahren. Unser Ziel war die Strecke Richtung Westen bis Klinë und zurück. Das war das ganze Tagesprogramm. Klinë liegt etwa 60 Kilometer von Fushë Kosovë entfernt, eine Strecke, die man mit dem PKW in 1 Stunde 15 Minuten schaffen kann. Warum wir trotzdem nicht schon mittags wieder zurück sein sollten, wurde uns im Verlauf der Fahrt mehr als deutlich!
Die neue Farbgebung der Lok war ein Entwurf von Michael Frick, finanziert wurde sie von der Rundnasen-Reisegruppe als Dank an die Kosovo Railway und deren Betriebsleiter Mustafa für die tolle Unterstützung bei der Durchführung unsere Fotoaktionen!
Der erste Halt war im Bahnhof Bardh, wo die Stichstrecke zur Nickelmine nach Magure abzweigt.
Es ging weiter Richtung Drenas. Dabei folgt die Strecke einem Fluss und umfährt dabei einen Bergrücken auf nördlicher Seite im großen Bogen. Im Tal gibt es eine bekannte Feldformation, durch die die Strecke mitten hindurch läuft. Auf dem rechten Felsen weht die Flagge der UCK.
Im Volksmund heißt der Felsen "Alte Frau", manch eher pragmatisch veranlagter Reiseteilnehmer sprach von der "Ritze". Und weil es so schön war, fuhr der Zug gleich mehrmals durch....
Am Talausgang befindet sich der Bahnhof Dritan, wo man schöne Motive von einem Hügel umsetzen kann.
Kurz vor Drenas durchfährt der Zug einen Einschnitt und verschwindet in einem Tunnel.
Bei den Fotos dieser Sonderfahrt handelt es sich wohlgemerkt nur um eine Auswahl der angefahrenen Standpunkte! Jedesmal musste der Lokführer nach Ansage des Reiseleiters eine geeignete Stelle zum Aussteigen finden, dann verteilte sich die Meute auf die Fotostellen. Gab es mehrere schöne Motive, musste der Zug so oft vor und zurück fahren, bis alle zufrieden waren. Und das dauerte seine Zeit. Irgendwann mussten auch alle wieder in den Zug rein. Das sah dann so aus: Der Reiseleiter winkt und kaum einer bricht in Hektik aus. Im Vordergrund die im Kosovo übliche Form der Müllentsorgung.
Hinter dem Tunnel war natürlich gleich der nächste Halt, den wir hier überspringen. Dann war Drenas erreicht. Hier zweigt eine steile Stichstrecke zum Nickelwerk ab, das nördlich des Bahnhofs liegt. Die vollbeladenen Erzzüge werden nach dem Umsetzen der Lok in Teilen ins Werk zur ntladung gefahren. Auf dem Bild steht unser Sonderzug neben einem beladenen Erzzug im Bahnhof. Am linken Bildrand am Bahnhofsgebäude befindet sich ein bei NOHAB-Fans sehr beliebtes Cafe mit Blick auf die Gleise. Zum Thema Erzverkehr kommen wir später nochmal zurück!
Der erste Halt hinter Drenas fand an einem Friedhof statt. Rechts im Bild die UCK-Flagge. Was man dem Foto nicht ansieht, war die Fotoapparaten behängte Horde Touristen, die kollektiv einen Friedhof stürmten, ohne sich sonderlich für die Gräber zu interessieren!
Etwas weiter gab es ein schönes Tele-Motiv mit altem Formsignal, das natürlich außer Betrieb ist.
Danach war eine Brücke mit Flüsschen das Thema.
Vom nächsten Bahnhof Ujëmir war das massive Empfangsgebäude nur noch als Ruine erhalten.
Die Scheineinfahrt in den Bahnhof ergab das Motiv mit aktuellem Aushangfahrplan - Fahrgastinformation im Kosovo.
Den letzten Halt vor Klinë, unserem Endpunkt der Fahrt, kann man leicht auf den Punkt bringen: NOHAB und Landschaft! Einfach nur schön...
In Klinë angekommen, wurde zunächst umgesetzt. Etwas später kam der Personenzug aus Pejë angefahren. Da Lok 005 mit unserem Sonderzug beschäftigt war, bespannte Lok 007 die Züge nach Pejë. Bei der Ausfahrt produzierte der 567 C-Motor der 007 eine respektable Abgasfahne.
Die weiteren Planungen waren, zuerst eine Mittagspause zu machen, bevor noch einige Rangiermanöver stattfinden sollten. Also ging es direkt ins erste Cafe am Platze - mit NOHAB-Blick!
Das spezielle an dem Cafe war, dass es sich im ersten Stock eines Rohbau befand, ohne Fenster und Türen. Der Cappucchino kostete dafür nur € 1,- und war erstklassig! Hinter unserem Tisch endete der Betonfußboden und es ging drei Meter in die Tiefe. Man konnte aber auch die Treppe nehmen....
Frisch gestärkt kuppelte 005 mit den Güterwagen ab uns schob für ein paar Aufnahmen im Bahnhof zurück. Im Bild eine interessante Gleiskreuzung.
Neben dem Gleis war ein gedeckter Güterwagen geparkt, bei dem, wie im Kosovo üblich, alles brennbare Material bereits entfernt worden ist.
An der westlichen Ausfahrt steht noch immer ein alter Wasserkran.
Dann begannen wir die Rückfahrt Richtung Fushë Kosovë. Das Wetter hatte sich etwas gebessert und die Sonne kam stelenweise sogar etwas raus. Die folgenden Bilder entstanden alle auf dem landschaftlich sehr reizvollen Abschnitt zwischen Klinë und Drenas. Das nächste Motiv "mit Güterzug" entstand hinter dem ersten Tunnel nach Klinë.
Hinter dem nächsten Tunnel gab es ein Motiv von einem höher gelegenen Standort.
Nach diesem Bild fuhren wir durch einen kurzen Tunnel und mussten schon wieder raus, denn es gab noch ein Motiv mit dem Tunnel und einer Steinbrücke. Der Lokführer meinte es gut mit uns und nahm die 005 hart ran. Er musste seinen Zug auch an jeder Fotostelle mehrfach hin und herfahren.
Diese Fotostelle bot übrigens gleich mehrere Highlights. Zum Beispiel einen bäuchlings auf der Wiese liegenden Reiseleiter mit Fotoapparat im Anschlag.
Des Rätsels Lösung waren wild lebende Schildkröten, von denen mehrere über die Wiese liefen. Einige von Ihnen wurden durch unkonventionelle Körperhaltungen zum Model gemacht!
In dem Flusstal hinter Ujëmir, dem die Strecke folgt, gab es auch Motive mit Kühen im Flussbett.
Der Aus- und Einstieg erfolgte auf einem Bahndamm und war recht sportlich. Dafür gabs noch ein schönes Sonnenfoto von 005.
Der Bahnhof Qarrat besitzt auch noch ein Naturstein-Empfangsgebäude mit schönem Hausbaum.
Von der anderen Seite gab die Stelle auch ein brauchbares Motiv her.
Bei Lugdren stand eine Hausruine neben der Strecke. Inzwischen hatten wir den Punkt, dass das Aus- und Einsteigen anstrengend zu werden beginnt, längst hinter uns gelassen.
In Drenas hielten wir nur kurz und ich nutzte die Gelegenheit, mir die Lok bis Bardh von innen anzusehen. Unser Lokführer hat an diesem Tag einen guten Job gemacht, allerdings wohl auch das erste Mal.
In Bardh war wieder ein etwas längerer Halt angesagt. Als erstes kreuzten wir einen Erzzug, der mit Lok 004 bespannt war und ihre beladenen Waggons Richtung Drenas zog.
Dann musste unser Zug das Gleis räumen und aufs Nachbargleis umsetzen, denn es kam uns noch der Personenzug Richtung Klinë entgegen. Endlich mal wieder ein Bild mit Blumenvordergrund. Sorry Klaus, keine Lupinen, aber immerhin....
Dann kam der Personenzug mit Lok 007 im schönsten Sonnenlicht an der Bahnhofseinfahrt an den abgestellten Güterwaggons vorbei.
Von Bardh fuhren direkt über Fushë Kosovë auf die Nordstrecke nach Obilic. Dort gibt es eine Fußgängerbrücke, von der wir den Zug mit dem Kraftwerk Obilic im Hintergrund aufnehmen konnten.
An diesen Bahnhof sollten wir an einem anderen Tag nochmal mit dem Bus zurückkehren. Heute war hier nur Kopfmachen angesagt und 005 zog den Zug dafür noch unter der Brücke durch. Links im Bild ein Minarett.
Ziel des Abstechers nach Obilic war die Industriekulisse des ältesten Kraftwerks des Kosovo, der "Termocentrali Kosova A" mit fünf Blöcken. In diesem Werk wird die einheimische Braunkohle ohne jeden Filter mit DDR-Technik der 60er Jahre verfeuert. Obwohl das Kosovo das fünftgrößte Braunkohlevorkommen weltweit hat, ist die Energieversorgung wegen der veralteten Kraftwerke nicht stabil. Mehrere Stromausfälle pro Tag sind üblich. Eine die Strecke querende Fernwärmeleitung war das erste Motiv.
Ein Stück weiter überquert das Kohleförderband die Strecke. Im Hintergrund stillgelegte Kühltürme.
An diesem Tag war nur ein Block von Kosova A in Betrieb. Es herrschte leichter Westwind, was ungünstig für die Einwohner Pristinas war. Dort erkennt man schon morgens am Geruch oder Hustenreiz, dass wieder Westwind herrscht.
Ulf hat das Werk und die 005 mit einem Tele formatfüllend umgesetzt. Und das bei Sonne...
Damit war die Sonderfahrt beendet und wir fuhren zurück nach Fushë Kosovë. Für den Abend war noch ein gemeinsames Abendessen mit dem Chef der Kosovo Railways geplant. Bevor aber der Bus abfahren sollte, kam die Kennedy 002 mit einem Erzzug angefahren. Mit dieser Lok verbinden Jürgen, Ulf und mich Erinnerungen der besonderen Art. Im Jahr 2005 sind wir während einer Mitfahrt auf dem Führerstand entgleist und mitsamt der Lok ins Wasser gekippt! Wer diese Story nachlesen möchte, findet den Bericht hier "Reisebericht aus dem Kosovo im Jahr 2005".
Für die nächsten Tage im Kosovo waren die Planzüge das Objekt der Begierde. Mit Bus und Fahrer ging es entlang der Süd- und Nordstrecke. Mehr dazu in Teil 3.