Am nächsten Tag begann bereits die Rückfahrt. Abfahrt unseres Zuges nach Mitrovica war um 7:00 Uhr, bespannt war er mit Lok 005, die wir bisher noch nicht am Zug hatten.
Bis Mitrovica fuhren wir ohne Fotohalt durch. Vor dem Umsteigen in die Busse zur Fahrt nach Zvecan musste der Zug natürlich nochmals vor dem gepflegten Bahnhofsgebäude abgelichtet werden.
Lok 005 wird voraussichtlich im Mai 2010 einen neuen Anstrich erhalten. Die Teilnehmer der angekündigten Fototour ins Kosovo im kommenden Jahr werden die ersten Einsätze der neulackierten Lok miterleben.
In Zvecan angekommen konnten wir MY 1125 erstmals im Kosovo bei Tageslicht aufnehmen, leider stand der Zug in totalem Gegenlicht.
Bis zur Grenze in Leshak war leider kein Fotohalt vorgesehen. In Leshak fand wieder die Grenzabfertigung statt, die allerdings sehr schnell vonstatten ging. Währenddessen konnten wir den kreuzenden Personenzug mit 661 124 als Zuglok aufnehmen.
In Raška wurde wieder ein Fotohalt eingelegt, um den Zug mit den Formsignalen aufzunehmen.
Nächster Halt war in Kraljevo zum Personalwechsel der Zuglok. Es muss noch erwähnt werden, dass bei jedem Halt des Zuges in einem Bahnhof die Bremsen und Radreifen von Wagenmeistern mit langen Hämmern geprüft wurden. Teilweise wurden die Halte wohl auch nur zu diesem Zweck eingelegt. Für Reisende aus Westeuropa ein Relikt aus längst vergangenen Zeiten. Der Vorteil war, dass die Zeit meistens auch zum Fotografieren genutzt werden konnte.
Bei der Ausfahrt aus Kraljevo Richtung Lapovo passierten wir 661 109 vor einem Güterzug.
Bis Lapovo befuhren wir eine nicht elektrifizierte Strecke. Deswegen mussten wir in Lapovo auf elektrische Traktion umspannen.
Nach Abkuppeln der 661 gab es die Möglichkeit, unseren Zug nur mit MY 1125 und einigen Blümchen zu fotografieren.
Dann setzte sich die Elok 444 008, eine modernisierte 441, vor unseren Zug. Neben der Lok ist der obligatorische Mann mit dem Hammer zu erkennen.
Während die meisten von uns das Lokwechselmanöver beobachteten, nutzte Jürgen Koll die Gelegenheit, um die altfarbene 441 518 im Betriebswerk abzulichten, deren Farbgebung an die schwedischen RC-Lokomotiven erinnert.
Auf dem Weg passierte nicht viel, allerdings konnten wir bei der Vorbeifahrt an den V300 in Belgrad-Topcider nicht an uns halten und hielten nochmals drauf.
Topcider ist eigentlich eine Parkanlage im Stadtteil Savski Venac von Belgrad, hat aber einen eigenen, sehr ansehnlichen Bahnhof.
Wir hatten bereits vor Belgrad eine Verspätung von ca. einer Stunde, als uns die Nachricht von einer Streckensperrung erreichte! Es war eigentlich geplant, den Kopfbahnhof Belgrad zu umfahren, um Fahrzeit zu sparen. Wegen der Streckensperrung aufgrund von Bauarbeiten vor Novi Sad (es fehlte eine Weichenverbindung des Neubaugleises zum alten Gleis Richtung Novi Sad) musste unser Zug bei Indija ein Stück Richtung Westen dem Neubaugleis folgen, um dann Kopf zu machen und über ein Gleisdreieck wieder die Strecke nach Novi Sad zu erreichen. Damit unser Zug dabei aber nicht die Wagenreihung ändert, wurde unser Zug nun doch in den Kopfbahnhof Belgrad geleitet, damit wir mit der geplanten Wagenreihung (wenn auch nicht mit der geplanten Uhrzeit!) Ungarn erreichen. Wir hatten also nochmals das Vergnügen, mit Schrittgeschwindigkeit in den Hauptbahnhof einzufahren. Einen guten Grund für das Tempo zeigt das nächste Bild.
Einfahrt in den Belgrader Hauptbahnhof über schöne Doppelkreuzungsweichen.
Im Bahnhof setzte sich dann 441 709 vor unseren Zug, um ihn Richtung Novi Sad zu ziehen. Unser Lokführer Ebo hielt während der gesamten Fahrt die Stellung allein auf der Lok. Damit er etwas Unterhaltung bekam, gesellte ich mich dazu.
Die NOHAB blieb hinten am Zug, denn der Zug sollte noch einmal Kopf machen. Nördlich Belgrad war wegen Bauarbeiten nur noch das linke Gleis befahrbar, und das auch nur mit gefühlter Schrittgeschwindigkeit. Ich glaube mich zu erinnern, dass wir max 40 km/h fuhren. Bei Indija bogen wir von der Strecke nach Novi Sad Richtung Westen ab und hielten nach einigen Kilomtern in einem Betriebsbahnhof nahe Ljukovo. Während die 441 709 umsetzte, hatten wir Gelegenheit, die 1125 alleine vorm Zug abzulichten. Ebo war so nett, die Lampen einzuschalten.
Zahlreiche Fotografen wollten neben Ebo auch unseren serbischen Reiseführer Dragan vor der Lok haben. Danke nochmal an die beiden!
Ich stieg wieder auf die Lok, um Ebo weiterhin etwas Gesellschaft zu leisten. Schliesslich musste er fit bleiben, denn ab der ungarischen Grenze sollte er dann ohne Vorspann wieder selbst fahren. Nett war ein Betriebshalt im Bahnhof von Novi Sad. Während wir vor dem roten Ausfahrtsignal warteten, bekam Ebo einen Anruf und wollte bei der Gelegenheit auf dem Bahnsteig eine rauchen. Plötzlich fuhren wir trotz rotem Signal los und ich konnte Ebo nur durch Brüllen von seinem Telefonat ablenken. Er sprang dann auf den letzten Drücker auf die rollende Lok auf und verbrachte die folgenden Minuten mit fassungslosem Kopfschütteln. Es muss sich wohl um eine Ausfahrt auf Befehl gehandelt haben, war aber für uns nicht erkennbar. Ich hatte es mir inzwischen auf dem rechten Stuhl Platz bequem gemacht.
Die ungarische Grenze erreichten wir erst kurz vor Mitternacht. Im Grenzbahnhof Kelebia verliess ich die Lok und machte noch ein Foto mit Stativ.
Ab jetzt hatte Ebo einen ungarischen Lotsen an Bord und fuhr wieder selbst mit ordentlichem Tempo Richtung Budapest. Wir hatten im Zug unseren Spaß und ausreichend Getränke.
Gegen 2:30 Uhr erreichten wir mit über zwei Stunden Verspätung endlich den Budapester Bahnhof Nyugati.
Dann ging es mit Taxis ins Hotel. Dank eines ungeschützten WLAN-Netzes eines freundlichen Ungarn in der Nachbarschaft konnte sogar noch ein Update des Berichts auf die Homepage geladen werden! Morgens ging es dann zurück zum Bahnhof, wo der Zug schon wieder auf uns wartete. Für unseren Lokführer bedeutete das noch ein paar Stunden weniger Schlaf, denn er hatte den Zug nachts noch abgestellt und morgens wieder in den Bahnhof gefahren. Bereits gegen 7:20 Uhr stellte V46 004 unseren Zug im Bahnhof bereit.
Als wir am Bahnhof ankamen, stand der Zug bereits am Bahnsteig.
Ob irgendwann nochmal eine ehemals dänische MY in einem Budapester Bahnhof fotografiert werden kann?
Dann ging es gegen 8:20 Uhr auf die letzte Etappe zurück nach Deutschland. Dank einiger ungarischer Fotografen können wir ein paar Bilder vom Zug auf der Strecke zeigen. An dieser Stelle vielen Dank dafür, dass wir die Fotos zeigen dürfen. Und ein ganz besonderer Dank geht an György Czéh, der die Sprachschwierigkeiten überbrückte und die Fotografen im ungarischen Forum für uns nach den Fotos anfragte!
Áron Szánthó wartete in Budapest-Rákosszentmihály auf den Balkan-Express.
Die Durchfahrt in Budapest-Kelenföld hat János Panyik-Tóth abgewartet.
An der Ausfahrt von Budapest-Kelenföld stand Krisztián Balla. Insgesamt waren reichlich Fotografen entlang der Strecke postiert. Die Fahrt hatte sich herumgesprochen und war ja auch etwas besonderes.
Über Györ ging es dann weiter zum Grenzbahnhof Hegyeshalom. Unterwegs hieß es, wir würden noch eine der orangefarbenen M61 im Bauzugeinsatz sehen können, aber das erwies sich leider als Falschmeldung. In Hegyeshalom war dann planmäßiger Halt, weil wir den ungarischen Lotsen absetzen und den österreichischen aufnehmen mussten.
Das nächste Foto liegt uns aus Österreich vor. Über Wien ging es weiter auf der Westbahn. Ein Foto aus Dürrwien westlich Wien verdanken wir Norbert Horváth.
Der einzige Fotohalt war am berühmten Fotopunkt beim Kloster Melk geplant. Leider ließ sich ein Halt auf der Strecke aus Zeitgründen nicht realisieren. Deswegen musste als Ersatz der Bahnhof Melk für eine Scheineinfahrt herhalten.
Wir stiegen am Hausbahnsteig aus und konnten von einer Fußgängerbrücke aus das Zurücksetzen des Zuges beobachten. Kurz darauf fuhr MY 1125 wieder ein.
Kurz vor der Weiterfahrt gelang noch ein Foto von MY 1125 im Sonnenlicht. Im Hintergrund die Fußgängerbrücke.
Nach der Ausfahrt gelang noch ein Foto vom Kloster Melk, leider ohne Zug.
Ich fuhr ab Melk wieder auf der Lok mit und wollte nochmal eine NOHAB vor einem Personenzug mit 120 km/h erleben. Unser Lokführer Ebo gab wieder mal alles und scheuchte die 1125 über die Westbahn. Der österreichische Lotse machte uns währenddessen den Reiseführer.
Wann hat man das schon? Fahrstufe 8 eingelegt und die 16 Zylinder mit 148 Liter Hubraum des EMD 567C-Motors hatten auf ihre alten Tage nochmal richtig zu tun. 125 km/h, ein Genuss!
Offensichtlich hatte auch die ÖBB-Betriebsleitung Spaß an unserem Zug. Über längere Abschnitte befuhren wir das Gegengleis, um z. B. einen Nahverkehrszug zu überholen, der in gleicher Richtung unterwegs war. Schublok des Nahverkehrszuges war 1142 667.
Dann mussten wir irgendwann wieder auf das rechte Gleis wechseln und sahen einen ICE entgegenkommen, der wegen unseres Gleiswechsels langsam auf ein haltzeigendes Signal zurollte. So ist es recht, der Balkan-Express bremst einen ICE aus! Vielleicht hatte die Betriebsleitung aber auch nur Angst, dass eine über 52 Jahre alte Diesellok ihren Zug nach einem Halt nicht mehr in Gang kriegen würde....
Nach kurzem Stopp in Passau ging es ebenso zügig weiter durch Deutschland, immer am Fuße des Bayerischen Waldes entlang. In Plattling beobachtete Jochen Maier, wie der Balkan-Express die Isar überquerte.
Neumarkt in Oberbayern erreichten wir gegen 18:45 Uhr und das Licht wurde immer besser. Bastian Weber stellte uns sein Foto aus Neumarkt zur Verfügung. Auch hier befuhren wir das wieder Gegengleis, um einen Güterzug fliegend zu überholen.
Dann war Nürnberg gegen 19:10 Uhr erreicht. Für viele Mitreisende endete hier die Tour, auch für uns. Der Zug fuhr nach kurzem Aufenthalt weiter zu seinem Zielbahnhof Augsburg.
Damit ging ein echtes Eisenbahn-Abenteuer zu Ende! Eine Zugfahrt durch (inzwischen) fünf Länder quer durch Europa mit einer ehemals dänischen NOHAB-Lokomotive in amerikanischer Farbgebung ist sicherlich ein bemerkenswertes Ereignis. Ob sich etwas derartiges wiederholen lässt, steht in den Sternen. Solch eine Zugfahrt zu organisieren, ist eine echte Herausforderung und ohne Herzblut nicht zu meistern. Ein großer Dank geht deshalb an Michael Frick, dem wir nicht nur die Idee für diesen Sonderzug zu verdanken haben, sondern der auch maßgebend die organisatorische Arbeit geleistet hat. Aber auch Ebo, unserem Lokführer, dem Team der IGE und den Damen aus dem Speisewagen sowie unserem serbischen Reiseführer Dragan und natürlich den Mitarbeitern der Kosovo Railways, allen voran Mustafa, möchten wir herzlich danken. Natürlich soll nicht unerwähnt bleiben, dass diese Fahrt ohne die zahlenden Teilnehmer sicher nicht hätte stattfinden können. Und ganz zum Schluss zollen wir der alten Dame MY 1125 unseren Respekt, die vier Tage vor der Fahrt am 17.05.2009 ihren 52. Geburtstag feierte und unseren Express trotz ihres hohen Alters souverän ans Ziel brachte.