...von Frank-Marc Siebert
Mein erster Kontakt mit den dänischen MY-Maschinen im Betriebsdienst überhaupt war 1999 die Planleistung von Århus nach Grenaa, die bis in das Jahr 2000 planmäßig mit MY bespannt war. An dieser Stelle soll an diesen Güterzug erinnert werden, der ausgehend von Århus die Strecke am Hafen vorbei Richtung Nordosten bis in die Hafen- und Industriestadt Grenaa bedient hat.
Der Streckenverlauf ist auf der Karte rot dargestellt, die Stichstrecke nach Pindstrup blau.
Die Fahrzeiten des Zuges im Zeitraum vom 30.05.1999 bis zum 28.05.2000 lauteten:
G7825 |
G7860 |
Århus H 06:31 | Grenaa 12:38 |
Europaplads 06:33 | Trustrup 12:50 |
Skolebakken 06:34 | Kolind 13:02 |
Containerhavnen 06:35 | Ryomgård 13:09 - 13:32 |
Østbanetorvet 06:36 | Mørke 13:44 |
Den Permanente 06:39 | Hornslet 13:51 |
V. Strandalle 06:42 | Løgten 13:58 |
Trosøvej 06:43 | Skødstrup 14:00 |
Lystrup 06:50 | Hjortshøj 14:03 |
Hovmarken 06:52 | Hovmarken 14:04 |
Hjortshøj 06:53 | Lystrup 14:06 |
Skødstrup 06:57 | Torsøvej 14:14 |
Løgten 06:59 | V. Strandalle 14:16 |
Hornslet 07:05 | Den Permanente 14:20 |
Mørke 07:11 | Østbanetorvet 14:24 1/2 |
Ryomgård 07:22 - 09:09 | Skolebakken 14:26 |
Kolind 09:16 | Europaplads 14:27 |
Trustrup 09:28 | Århus H 14:29 |
Grenaa 09:39 |
Unsere erste Sichtung dieses Zuges war im Mai 1999, als wir auf dem Weg zum NOHAB-Treffen nach Randers waren.
Über Esbjerg und Fredericia fuhren wir für den Grenaazug zunächst nach Århus.
Wir erwischten den Zug gerade noch rechtzeitig bei der Ausfahrt mit MY 1158 von der Brücke der Frederiks Alle. Es war gegen 6:30 Uhr noch nicht richtig hell, aber weil der Zug nur langsam beschleunigte, waren Fotos schon möglich. Der Zug startete also morgens in Århus und fuhr am Bahnhof vorbei Richtung Hafen, von wo die Strecke Richtung Norden weiterführt. Wegen des schlechten Lichts waren Streckenaufnahmen unmöglich und wir fuhren direkt weiter nach Ryomgård, wo früher die Strecke nach Randers abzweigte.
In Ryomgård war stets ein längerer Aufenthalt vorgesehen, der eigentlich immer vom Zugpersonal zu einem Besuch der nahegelegenen "Bageri" genutzt wurde. Bei späteren Besuchen war die Bäckerei auch für uns immer ein Pflichtprogramm, um den Vorrat an "wiener stang" aufzufüllen!
Der Zug wurde stets direkt am Bahnhof abgestellt.
Aber es war nicht nur Pause angesagt, denn an der stillgelegten Strecke nach Randers, die Richtung Nordwesten abzweigt, gibt es in Pindstrup eine Fabrik, die noch immer auf der Schiene bedient wurde (blau markierte Strecke auf der Karte)!
An der Zugspitze liefen die Kesselwagen für das BASF-Werk in Grenaa mit, während die Großraumwagen für Pindstrup am Zugschluß hingen.
Um die Fabrik zu erreichen, schob die MY den ganzen Zug als Sperrfahrt nach Pindstrup zurück.
In Pindstrup wurde eine Fabrik bedient, die Pflanzensubstrate herstellt. Man erkennt die Schornsteine im Hintergrund, während 1158 Agrarflächen passiert.
In Pindstrup selbst liegen noch ein paar Gleise, wo die Großraum-Waggons mit der Fabrik ausgetauscht werden.
Hinter Pindstrup wird die Strecke nicht mehr befahren. Zwischen Allingåbro und Auning kann man im Sommer mit der Draisine fahren, während der nördliche Abschnitt zwischen Allingåbro und Randers von Dampfzügen befahren wird.
Während 1158 ihre Waggons rangierte und dabei die Kesselwagen für Grenaa immer mitführte, wechselten wir auf die andere Seite der Gleise.
Beim Rangieren überfuhr 1158 öfter den BÜ am Ortsausgang von Pindstrup, der allerdings von den Rangierern nicht aktiviert wurde.
Die abzuholenden Waggons wurden angekuppelt, während der Zug den BÜ blockierte und 1158 neben dem Ortsschild stand.
Die Strecke zwischen Pindstrup und Ryomgård wird nur sehr langsam befahren, so dass man den Zug fast mit dem Fahrrad hätte verfolgen können.
Nach Abfahrt des Zuges aus Pindstrup konnten wir uns dadurch problemlos weitere Fotostandpunkte suchen.
Kurz vor Ryomgård konnten wir den Zug am Feldrand ablichten.
Am Ortsrand von Ryomgård ergab sich noch ein schönes Motiv mit Feldweg. Die Strecke wird übrigens seit 2001 nicht mehr befahren und wurde bereits innerhalb Ryomgårds überbaut. Die Weiche zur Strecke nach Grenaa wurde entfernt.
Bei Einfahrt in den Bf. Ryomgård passiert der Zug das ehemalige BW, in dem historische Fahrzeuge abgestellt sind.
In Ryomgård verließen wir den Zug und besuchten das BW Århus sowie den bekannten Schrottplatz, auf dem auch MY-Lokomotiven standen. Am Nachmittag kamen wir zurück zum Hafen und wollten die Rückfahrt des Grenaazuges ablichten. Beim Sportboothafen verläuft die Strecke unmittelbar am Ufer der Ostsee, wo MY 1158 mit G7860 entlangfährt.
Die Fotos entstanden vom Kai des Sportboothafens aus.
Der Zug verringerte die Geschwindigkeit, weil er im folgenden Bahnhof Østbanetorvet eine Zugkreuzung abwarten musste.
Nachdem der Triebwagen in den Bahnhof Østbanetorvet gefahren war, durfte 1158 mit ihrem Zug passieren.
Neben der Fußgängerbrücke, die diese Bilder ermöglichte, gibt es einen hervorragenden Fischladen, wo wir unseren Reiseproviant auffüllten.
Das letzte Bild der 1158 vor dem Grenaazug zeigt im Hintergrund das Hafenbecken des Sportboothafens.
Anschließend fand die NOHAB-Parade in Randers statt und wir verließen deswegen Århus.
Erst im April 2000 besuchten wir die Strecke Århus-Grenaa erneut. Wir fuhren von Randers, wo wir bei Bombardier MY 1154 auf dem Werksgelände fotografiert hatten, direkt nach Ryomgård, weil der Zug laut Fahrplan noch nicht nach Grenaa ausgefahren sein durfte. In Ryomgård erwartete uns eine schöne Überraschung: dem Zug G7825 war eine Doppeltraktion vorgespannt! Es waren MY 1157 und 1156.
Die Bedienung von Pindstrup war bereits erledigt und das Personal weilte vermutlich in der Bäckerei.
Laut Plan war keine Doppelbespannung vorgesehen und die Zuglänge machte sie eigentlich auch nicht notwendig. Uns ist auch nur diese eine Doppeltraktion auf der Strecke bekannt, sie war also allemal extrem selten.
Leider löste das trübe Wetter wie schon 1999 keine Begeisterungsstürme aus, aber die Doppeltraktion war schon sensationell.
Nun war die Verfolgung des Zuges nach Grenaa natürlich ein absolutes Pflichtprogramm und wir suchten uns einen Fotostandpunkt östlich Ryomgård, wo die Straße ein ganzes Stück parallel zur Bahnlinie verläuft.
Das trübe Wetter ermöglichte Streckenaufnahmen nur mit einem Normalobjektiv. Dafür sind sie scharf geworden.
Zwischen Ryomgård und Grenaa war der Zug recht flott unterwegs und weil die Straße ab Koed abseits Bahn verläuft, sind wir direkt nach Grenaa durchgefahren.
Und nun passierte das Unerwartete: Der trübe Wolkenvorhang löste sich auf dem Weg Richtung Ostseeküste einfach auf und es leuchtete die Sonne!
Als wir am Bahnhof von Grenaa ankamen, stand der Zug im schönsten Licht - es war unglaublich!
Die Sonne stand wirklich perfekt. Rechts im Bild ist das damalige NOHAB-Verfolgungsmobil zu sehen, das auch über einen Dieselantrieb verfügte.
Im nachhinein betrachtet sind an diesem Tag meine absoluten Lieblingsfotos von NOHABs im Betriebsdienst geglückt!
Eine Doppeltraktion der rot/schwarzen MY (meine Lieblingslackierung) bei Sonnenlicht mit reichlich Rangierarbeiten auch im Hafen: das wurde später nie wieder getopt!
Während sich beim Zug nichts weiter tat, fuhren wir vor Richtung Hafen, um gute Motive auszukundschaften.
Die in Grenaa befahrenen Gleise sind zur Übersicht wieder in einer Karte eingezeichnet.
Etwa an der Stelle, wo das blau markierte Gleis vom roten abzweigt, entdeckten wir die abgestellte MY 1122 der damaligen Privatbahn PBS, die zu der Zeit einmal pro Woche Aluminiumzüge nach Grenaa fuhren.
Damit hatte sich die Motivsuche zunächst erledigt. Die Doppeltraktion neben der 1122 durfte es schon sein!
Doch als sich längere Zeit nichts tat, fuhren wir erstmal Richtung Bahnhof zurück und stellten fest, dass die Vorspannlok 1157 abgekuppelt hatte und nun den hinteren Zugteil Richtung Hafen schob!
Wir erwischten den Zug bei der Überquerung des Havnevej.
Sie befuhr anschließend das blau markierte Gleis Richtung Nordre Kajgade und überquerte den Kattegatvej.
Wir fragten uns immer noch, warum die zweite Lok notwendig war?
Nun sah es so aus, als würde in Grenaa nur mit 1157 rangiert werden, was für den Lokführer natürlich einfacher ist, als beim Richtungswechsel ständig die Lok wechseln zu müssen.
Auf der Nordre Kajgade stellte sie ihre Waggons ab, deren LKW-Auflieger später auf Schiffe verladen wurden.
LZ machte sich 1157 anschließend auf den Rückweg Richtung Bahnhof.
Dabei kreuzte sie wieder den Kattegatvej und musste Vorfahrt gewähren.
Hinter der Grønnegade verläuft das Gleis zwischen Gärten und führt an einem toten Baum vorbei.
Wir fuhren dann direkt zum Bahnhof durch und warteten auf 1157.
Währenddessen stand 1156 vor dem Zug schön frei in der Sonne.
Die noch ansehnlichen Gleisanlagen im Bf. Grenaa wurden seitdem stark zurückgebaut, da dort heute keinerlei Güterverkehr mehr stattfindet. Railion hatte den Güterverkehr im Jahr 2003 aufgegeben und die privaten Züge von DJ bzw. CFL endeten in 2006 oder 2007.
Kurz darauf kam 1157 an und setzte sich wieder vor 1156, was uns überraschte.
Sollte es so sein, dass jetzt doch noch eine Doppeltraktion in den Hafen fahren sollte?
Das wäre ja zu schön, um wahr zu sein! Also fuhren wir los, um das Motiv mit 1122 zu bekommen, denn die Fuhre würde jetzt wegen der Kesselwagen nicht zum Kai sondern Richtung BASF nach Norden fahren.
Und es wurde tatsächlich wahr! Selbst das Licht war perfekt - man hätte diese Aktion nicht besser planen können.
Ein Stück weiter passiert der Zug dann eine moderne Halle, im Hintergrund steht 1122.
Der Zug folgte nun dem rot markierten Gleis Richtung Norden und musste dabei ein Feld im großen Bogen umfahren, so dass der Zug jetzt Richtung Westen fuhr.
Im Hintergrund ist die Ostsee zu erkennen.
Etwas weiter gab es ein Ausweichgleis, wo die Lokomotiven den Zug abstellten und LZ zum BASF-Werk weiterfuhren.
Für den Nachschuss stand das Licht besser. 1156 und 1157 bogen Richtung BASF ab.
Um das Werksgelände zu erreichen, musste der Bredstrupvej gekreuzt werden.
Es mussten zunächst einige Kesselwagen aus dem Anschluss gezogen werden.
Das ganze lief unweit des Zufahrttores ab und wir konnten die Szene ablichten, ohne das Gelände betreten zu müssen.
Anschließend zog der Zug vor, umfuhr die abgestellten Waggons und kuppelte hinten an.
Die ganze Fuhre setzte dann nochmals zurück und drückte die Waggons aus Århus in den BASF-Anschluss hinein.
Wir haben das Rangiermanöver dann nicht weiter verfolgt, sondern sind an eine interessante Fotostelle vorgefahren, die wir bei der Rückfahrt nicht verpassen wollten.
Nach Umkurven des Feldes durchfährt der Zug eine Düne und erreicht wieder das Hafengebiet.
Der Zug passiert dann ein Firmengelände, auf dem die Aufbauten von Fischkuttern abgestellt sind, was ungewöhnliche Motive ergab! Das war die Stelle, die wir nicht verpassen wollten.
Unterhalb des Zuges befindet sich ein weiteres Gleis, auf dem früher die bekannten Aluminiumzüge entladen wurden.
Nach Vorbeifahrt wurde der Diesel getreten, um nochmal das Motiv mit 1122 zu machen, diesmal aber mit 1156 als Vorspannlok.
Zwischenzeitlich wurden die am Zugschluß mitgeführten Großraumwagen abgestellt, weswegen wir uns nicht so hätten beeilen müssen.
Der Zug fuhr dann direkt zum Bahnhof, wo wir ihn direkt vor dem Bahnhofsgebäude abgelichtet haben.
Dadurch dass die Loks ihre Reihung beibehalten haben, war auf der Rückfahrt nach Århus 1156 Vorspannlok, was uns sehr entgegen kam.
Wir fuhren dann voraus und erwarteten die Fuhre bei Trustrup. Das schöne an dem Zug nach Grenaa war, dass die Sonne immer richtig stand. Wenn der Zug zurückfuhr, stand die Sonne bereits im Südosten und damit goldrichtig.
Bei Koed gabs auch wieder ein Foto, diesmal von der anderen Seite der Strecke.
In Ryomgård war wegen einer Zugkreuzung mit MR-Triebwagen ein Aufenthalt von ca. 20 Minuten vorgesehen. Genug Zeit für Fotos.
Die Ausfahrt haben wir auf der Höhe des BW aufgenommen. Beide Maschinen haben trotz der paar Waggons reichlich Gas gegeben!
Im Bahnhof Østbanetorvet im Hafen von Århus haben wir den Zug das nächste Mal erwischt.
Es war mal wieder eine Zugkreuzung mit einem weißen MR-Triebwagen angesagt.
Bei der Ausfahrt erkennt man den Ring 1 im Hintergrund. Rechts ist noch der MR zu sehen.
Das war das letzte Foto der Doppeltraktion, das wir machen konnten. Eins der schönsten (wenn nicht sogar das schönste) NOHAB-Fotoerlebnis von Staatsbahn-Lokomotiven im Betriebsdienst war zuende!
Im RBF von Århus spannten die Loks nach Ankunft ab und 1156 fuhr sofort weiter die anschließende Leistung nach Hasselager.
Die 1157 fuhr ins BW Århus.
Sieben Monate später war die Herrlichkeit vorbei, die Grenaaleistung fuhr zum letzten mal am 01.12.2000 mit MY, danach wurden wegen der Achslastbeschränkung auf der Strecke die Rangierloks der Baureihe MK meist in Doppeltraktion eingesetzt.
MZ-Lokomotiven kamen nie zum Einsatz.
Eine weiterer Besuch einen Tag später und der letzte Besuch des G7825/G7860 im Herbst 2000 wird in Teil 2 beschrieben.